Tom Sawyers Abenteuer von Mark Twain — Gratis-Zusammenfassung (2024)

Süße Strafarbeit

Der Waisenjunge Tom Sawyer lebt mit seinem Halbbruder Sid bei Tante Polly in dem kleinen Städtchen St. Petersburg am Mississippi. Im Gegensatz zu dem gehorsamen Sid ist Tom ein rechter Lausejunge, der Tante Polly immer wieder entwischt. An einem heißen Nachmittag schwänzt er die Schule und geht lieber schwimmen. Tante Polly sinnt nun auf eine angemessene Strafe. Statt am Samstag mit den anderen Jungen spielen zu gehen, muss Tom den Gartenzaun streichen. Schweren Herzens beginnt er mit der Arbeit. Der Zaun ist drei Yards hoch und 30 Yards lang. Was hätte er an diesem Tag alles unternehmen können! Zu allem Unglück kommt auch noch Ben Rogers vorbei, ein Junge, der ihn garantiert verspotten wird. Aber Tom bewahrt die Fassung. Eifrig streichend, nimmt er kaum Notiz von Ben und widmet sich so hingebungsvoll seiner Arbeit, dass Ben schließlich überzeugt ist, den Zaun zu streichen müsse ein besonderes Vergnügen sein. Er bittet Tom, es auch einmal versuchen zu dürfen. Aber Tom zögert und lässt ihn erst Hand anlegen, als Ben ihm einen Apfel gibt. Ähnlich verfährt er auch mit anderen Jungen, die vorbeikommen, und hat so bald eine tote Ratte, einen Drachen, einen alten Fensterrahmen, zwölf Murmeln und viele andere tolle Sachen zusammen. Noch dazu ist der Zaun fertig gestrichen und Tante Polly lobt den Ziehsohn für seinen Fleiß.

Die Sonntagsschule

Vor der Sonntagsschule müht sich Tom, sich seine Bibelverse einzuprägen. Seine Cousine Mary sorgt sich indes um sein Äußeres: Sie gibt ihm eine Blechschüssel mit Wasser und ein Stück Seife, damit er sich wäscht. Tom macht die Seife nass, kippt das Wasser aus und wischt sich das Gesicht mit einem Handtuch ab. Aber Mary bemerkt den Schwindel und nimmt die Sache selbst in die Hand. Danach knöpft sie seine Jacke zu, setzt ihm einen Kragen und einen albernen Strohhut auf und zwingt ihn sogar, eingefettete Schuhe anzuziehen. Missmutig geht Tom derart aufgetakelt in die Sonntagsschule. Schon an der Tür beginnt er einen schwunghaften Handel: Bei Ben tauscht er ein Stück Lakritze und einen Angelhaken gegen einen gelben Zettel ein, der eine Belobigung durch die Schule darstellt. Zwar kann kaum jemand aus der Klasse seine Lektion aufsagen, aber mit allerhand Flüstern und Vorsagen schaffen die Schüler es schließlich und bekommen dafür je einen blauen Zettel. Für zehn blaue Zettel erhält man einen roten, zehn rote ergeben einen gelben und mit zehn gelben Zetteln bekommt man feierlich eine Bibel überreicht. Der heutige Gottesdienst wird von der Ankunft neuer Bürger unterbrochen: Es ist Rechtsanwalt Thatcher mit seiner Familie, zu der auch seine reizende Tochter Becky gehört. Wie gut, dass Tom heute zehn gelbe Zettel vorweisen kann! Zum Erstaunen des Lehrers zeigt er sie vor aller Augen vor, erhält die Bibel und macht damit gehörig Eindruck auf Becky.

Tom und Becky

Am Montag trifft Tom auf dem Schulweg Huckleberry Finn, einen Streuner, der nie zur Schule gehen muss und in einem Fass wohnt. Huck trägt lange Männersachen, die um ihn herumflattern, und ist ein Schrecken für die Erwachsenen des Dorfes. Bei den Jungen aber kommt er gut an. Tom verabredet sich mit ihm für die Nacht. Auf die Frage des Lehrers, warum er zu spät zur Schule komme, antwortet er tollkühn, er habe sich mit Huck verplaudert. Zur Strafe muss er auf der Mädchenseite sitzen. Er setzt sich neben Becky. Zunächst rückt diese von ihm ab, aber Tom gewinnt rasch ihre Aufmerksamkeit, indem er auf seiner Tafel Zeichnungen macht. Schließlich schreibt er: „Ich liebe dich“, und Becky ist geschmeichelt. In der Pause schlägt Tom Becky vor, dass sie sich verloben. Sie muss ihm sagen, dass sie ihn auch liebt. Er küsst sie und sie versprechen sich, nie jemand anderes zu heiraten. Doch dann unterläuft Tom ein peinlicher Schnitzer: Er erklärt, dass das Verlobtsein sehr nett sei, denn er habe es mit Amy Lawrence auch schon erlebt. Sofort ist Becky wütend und eifersüchtig. Sie will nicht mehr mit ihm sprechen. Tom kann sie nicht umstimmen und rennt aus der Schule.

Der Mord auf dem Friedhof

Tom liegt in seinem Bett und wartet auf Huck, der um Mitternacht vor seinem Fenster miauen will. Träge schleichen die Stunden dahin und die Geräusche werden immer unheimlicher. Endlich ist Huck da, und Tom klettert eilig aus dem Fenster. Unten steht schon Huck – mit einer toten Katze. Gemeinsam gehen sie zum Friedhof. Die Gräber dort sind alle eingesunken und statt Grabsteinen gibt es nur verwitterte Holzkreuze. Die Jungen gehen zum Grab von Ross Williams, der erst kürzlich verstorben ist. Hier planen sie eine abenteuerliche Aktion: Sie wollen warten, bis der Teufel den Toten holen kommt, dann die Katze hinterherwerfen und einen Spruch sagen, damit sie von ihren Warzen befreit werden. Ihnen ist sehr mulmig bei der Sache. Schon hören sie Stimmen und denken, die Geister wollten sie holen. Dann bemerken sie aber, dass die Stimmen von Menschen aus Fleisch und Blut stammen. Ängstlich hinter Ulmen verborgen, beobachten sie den gefürchteten Indianer-Joe, den Säufer Muff Potter und den Doktor des Städtchens dabei, wie sie ein Grab öffnen und die Leiche stehlen. Sie geraten über die Bezahlung in Streit, worauf sich Potter und der Doktor prügeln. Als Potter getroffen zu Boden fällt, ergreift Indianer-Joe dessen Messer und rammt es dem Doktor in die Brust. Während der Doktor seine letzten Atemzüge tut, legt Indianer-Joe Potter das Messer in die Hand. Dieser kommt wieder zu sich, und Joe erzählt ihm, dass er der Mörder sei. Er versichert ihm aber, er werde ihn nicht verraten. Schockiert rennen die Jungen davon und leisten einander einen Blutschwur: Sie wollen nie über diese Sache reden.

Tom wird Pirat

Kurz darauf wird der Mord entdeckt. Muff Potter wandert hinter Gitter. In der Schule wird Tom weiterhin von Becky ignoriert. Traurig beschließt er zu verschwinden und Pirat zu werden. Zusammen mit Joe Harper, der von seiner Mutter wegen einer Sache, die er nicht getan hat, verprügelt wurde, und mit Huck haut Tom um Mitternacht ab. Die drei stibitzen ein Floß und rudern mit einigen geklauten Vorräten hinaus auf eine bewaldete Insel im Mississippi. Im tiefen Wald schlagen sie ihr Lager auf. Sie entzünden ein Feuer und rösten den mitgebrachten Speck. Die Freiheit schmeckt herrlich! Zum Frühstück angeln sie Fische und braten sie. Dann gehen sie schwimmen, erkunden den Wald und lernen von Huck, wie man raucht. Zuerst wird Tom und Joe entsetzlich übel, aber beim zweiten Mal klappt es schon ganz gut. Am Nachmittag hören sie ein lautes Stampfen: Sie sehen ein Dampfschiff, das im Fluss nach Ertrunkenen zu suchen scheint. Allmählich geht den Jungen auf, dass sie gemeint sind. Nachts schleicht sich Tom heimlich in Tante Pollys Haus und hört, wie sie um ihn trauert. Am nächsten Tag erzählt er seinen Mitpiraten, dass eine Totenfeier für sie geplant ist. Entzückt verstecken sich die Jungen in der Kirche und stehen plötzlich leibhaftig vor der Trauergemeinde. Tante Polly und Joe Harpers Mutter sind überglücklich, die Kinder wieder zu haben. Im Städtchen werden sie fast wie Helden gefeiert.

Tom und Huck als Schatzgräber

Tom und Huck beschließen eines Tages, nach einem verborgenen Schatz zu graben. Während Huck seinen Anteil gleich durchbringen und jeden Tag Kuchen und Limonade kaufen will, möchte Tom heiraten. Nachdem sie an mehreren Stellen vergeblich gegraben haben, schlägt Tom vor, es im „Spukhaus“ zu versuchen. Die Jungen erkunden das Haus, stellen ihre Spitzhacke im Untergeschoss ab und klettern auf den Dachboden. Plötzlich kommen zwei Männer ins Haus. Der eine ist ein zerlumpter Geselle, den die Jungen nicht kennen, der andere Indianer-Joe. Die Männer unterhalten sich über ein „Ding“, das sie gedreht haben, und überlegen, ob sie das Geld hier im Spukhaus verstecken sollen. Sie entscheiden sich dagegen und beschließen, die Beute in „Nummer zwei, wo das Kreuz ist“ zu verstecken. Dann verlassen sie das Haus. Aufgeregt beraten Tom und Huck, was mit „Nummer zwei“ gemeint sein könnte. Schließlich kommen sie überein, dass es ein Zimmer in einem Gasthaus sein müsse. Da es nur zwei Gasthäuser im Ort gibt, findet Tom schnell heraus, dass das Zimmer zwei in dem einen Gasthaus von einem Anwalt bewohnt wird. Im anderen Gasthaus aber ist die Nummer zwei stets dunkel und nur zur Nachtzeit kommt jemand heraus. Mit einem Bündel geklauter Schlüssel schleichen Tom und Huck in der Nacht zu der düsteren Herberge. Huck steht Schmiere und Tom probiert die Schlüssel. Nach einer Ewigkeit kommt er schreckensbleich wieder heraus. Stammelnd berichtet er, dass in dem Zimmer Indianer-Joe auf dem Boden liege und schlafe und er ihm fast auf die Hand getreten sei ...

Huck als Held

In den folgenden Nächten beobachtet Huck den Hinterausgang des Gasthauses. Endlich sieht er zwei Gestalten herauskommen. Er folgt den beiden bis zum Haus der Witwe Douglas und belauscht eine schaurige Unterhaltung. Indianer-Joe und sein Kumpan wollen die Witwe ausrauben und noch dazu ihr Gesicht verstümmeln. Verstört tritt Huck den Rückzug an und läuft schnell zum Nachbarn. Dieser hört sich Hucks Geschichte an, bewaffnet sich und seine zwei Söhne und spürt die beiden Verbrecher auf. Es kommt zu einer Schießerei, doch den Halunken gelingt die Flucht. Als die Witwe vom geplanten Überfall hört, den Huck vereitelt hat, ist sie dem Jungen sehr dankbar. Huck hat sich ein schlimmes Fieber zugezogen und sie pflegt ihn gesund. Seine größte Sorge gilt aber weiterhin dem Schatz.

In der Höhle

Mit Becky hat sich Tom inzwischen wieder versöhnen können, da er die Schuld für einen Streich auf sich genommen hat, den sie dem Lehrer gespielt hat. Becky lädt ihre Schulkameraden zu einem Picknick ein. Da es spät werden kann, wird verabredet, dass Tom und Becky bei Freunden übernachten sollen. Die Kinder toben herum und spielen Verstecken in der McDouglas-Höhle. Von den verzweigten Gängen kennen sie nur einen kleinen Teil. Auch Tom kennt die Höhle nicht besser als die anderen, und nachdem er sich lange mit Becky die Stalaktiten angesehen hat, stellen die beiden fest, dass sie die anderen Kinder nicht mehr hören. Angstvoll laufen sie durch die Gänge, doch bald muss Tom eingestehen, dass er den Ausgang nicht mehr findet. Sie teilen den Rest Kuchen, und Becky schmiegt sich weinend an Tom. Als die Stunden verrinnen, glaubt Becky an den nahen Tod. Tom lässt sie bei einer Trinkwasserquelle zurück und erkundet mithilfe einer Drachenschnur weitere Gänge. Plötzlich sieht er kaum zehn Meter vor sich eine menschliche Hand. Tom stößt einen Freudenschrei aus, doch dann sieht er, wem sie gehört: Indianer-Joe! Der Verbrecher ist ebenfalls erschrocken und flieht in die Dunkelheit, während Tom zu Becky zurückkehrt. Bald macht er sich erneut auf die Suche und entdeckt schließlich ein bisschen Tageslicht. Zusammen mit Becky drängt er sich durch eine schmale Öffnung – sie sind gerettet. St. Petersburg ist überglücklich, die Kinder wiederzuhaben. Der besorgte Bürgermeister lässt den Eingang zur Höhle mit starken Brettern vernageln, damit sich dort niemand mehr verirrt. Als Tom das zwei Wochen später erfährt, berichtet er den Erwachsenen, dass Indianer-Joe noch in der Höhle ist.

Der Schatz

Die Höhle wird sofort wieder geöffnet. Hinter den Brettern liegt Indianer-Joe – tot. Neben ihm sein Messer, das bei dem Versuch, die Bretter durchzuschneiden, abgebrochen ist. Tom berichtet Huck, das Geld sei nie im Gasthaus gewesen, sondern in der Höhle. Huck will darum erneut mit Tom in die Höhle gehen: Sie leihen ein Boot und fahren hin. Tom zeigt Huck die Stelle in der Felswand, wo er und Becky herausgekommen sind. Er schlägt vor, jetzt, da sie so einen tollen geheimen Eingang hätten, eine Räuberbande zu gründen. Das sei nämlich noch viel besser, als Pirat zu sein. Die beiden betreten die Höhle, und Tom findet sehr rasch den Platz wieder, an dem er Indianer-Joe getroffen hat. Dort ist in der Höhlenwand eine Zwei unter einem Kreuz eingeritzt. Als sie darunter graben, finden sie den Eingang zu einer geheimen Kluft. Kaum sind sie ein paar Schritte gegangen, stoßen sie auf eine Schatzkiste. Schnell füllen sie die mitgebrachten Beutel. Als das Geld später im Städtchen gezählt wird, beläuft sich die Summe auf über 12 000 $.

Huck wird zivilisiert

Auf einer Überraschungsparty werden die beiden neureichen Jungen wie Helden gefeiert. Die dankbare Witwe Douglas nimmt Huck bei sich auf und kauft ihm gute Anzüge und Schuhe. Das zivilisierte Leben behagt ihm jedoch überhaupt nicht: Er muss früh aufstehen, zu festgelegten Zeiten Essen zu sich nehmen und schläft in einem so weißen Bettzeug, dass er darin keinen einzigen Fleck findet. Er darf nicht brüllen, nicht fluchen und schon gar nicht rauchen. Kurz: Es ist grauenhaft. Beckys Vater ist Tom sehr dankbar, da er seine Tochter gerettet hat. Er will seine Verbindungen spielen lassen und Tom später auf die Militärakademie schicken. Tom selbst gründet vorerst seine Räuberbande. Als Huck nach drei Wochen die Witwe verlässt, um wieder in Lumpen gekleidet in seiner Tonne zu wohnen, sucht Tom ihn auf: Huck müsse zurückgehen, sonst sei er ein „unanständiges Subjekt“, das nicht in seine Räuberbande gehöre. Daraufhin fügt sich Huck und nimmt fortan die Qualen des zivilisierten Lebens auf sich, damit er ein anständiger Räuber werden kann.

Die Anfänge der USA

Tom Sawyers Abenteuer spielt in dem fiktiven, beschaulich kleinen Südstaatennest St. Petersburg am Mississippi im Bundesstaat Missouri, etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Den Ort hat Twain nach seiner eigenen Heimatstadt Hannibal geformt. Die erste europäische Siedlung im späteren Missouri wurde 1735 von den Franzosen gegründet und hieß Ste. Genevieve. Zuvor lebten in diesem Gebiet vor allem die Indianer der Stämme Sioux und Algonkin. 1764 wurde St. Louis gegründet. Der Staat Missouri wurde an die Spanier verkauft, ging aber um 1800 zurück an die Franzosen und wurde schließlich 1821 zum 24. Bundesstaat der USA. Die einzelnen Gebiete der USA hatten sich 1781 durch die Articles of Confederation zu einem lockeren Staatenbund zusammengeschlossen. Weil die Vereinbarung aber nicht das Papier wert war, auf dem sie stand, trat der Verfassungskonvent unter dem Präsidium von George Washington zusammen und erarbeitete die Verfassung der USA, die schließlich 1789 ratifiziert wurde. Washington wurde nachfolgend der erste Präsident der Vereinigten Staaten. Zu diesem Zeitpunkt bildeten sich auch die beiden großen politischen Parteien, die „Federalists“ und die „Democratic-Republicans“. Washingtons Nachfolger Thomas Jefferson kaufte Territorien hinzu und trieb die Grenzen der einstigen Kolonien immer weiter nach Westen voran („pushing the frontier“). In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kristallisierten sich drei unterschiedliche Wirtschaftsregionen heraus: Der Norden war vor allem industriell geprägt, der Süden von der Plantagenwirtschaft und der Westen von Landwirtschaft und Viehzucht. Da sich die Wirtschaftsregionen auch kulturell und sozial voneinander unterschieden, verschärften sich die Differenzen insbesondere zwischen Norden und Süden so sehr, dass 1861 wegen der Sklavereifrage der Bürgerkrieg ausbrach.

Entstehung

Im Jahr 1861 schrieb sich Mark Twain gleich zu Beginn des Bürgerkriegs als Freiwilliger in die Armee der Südstaaten ein. Doch dieses militärische Intermezzo in der Kavallerie währte nur kurz. Bereits ein Jahr später versuchte er, eine literarische Karriere zu starten. Mit Erfolg: Ende der 1860er Jahre war er als Schriftsteller etabliert, heiratete in eine einflussreiche New Yorker Familie ein und ließ sich mit seiner Frau in Hartford, Connecticut, nieder. Hier begann Twain mit der Arbeit an Tom Sawyers Abenteuern und wendete sich damit bewusst von seinen früheren groß angelegten, satirischen Schriften ab, um die vergleichsweise „kleinen“ Abenteuer seines jugendlichen Helden zu Papier zu bringen. In drei Abschnitten – Winter 1872/73, Sommer 1874 und Frühling/Sommer 1875 – entstand das Buch. Ursprünglich hatte Twain geplant, Toms Wandel vom Kind zum Jugendlichen und Erwachsenen mit einzubeziehen, aber dann gab er diesen Plan auf: Tom bleibt bis zum Ende des Buches ein Junge, dem der Übergang zur Welt der Erwachsenen noch bevorsteht. Ideen für die Anlage der Titelfigur bezog Twain aus der Bekanntschaft mit drei verschiedenen Jungen in seiner eigenen Kindheit. Das Buch erschien am 8. Juni 1876 – allerdings in England. Der Grund: Twain wollte sich das englische Copyright seines Romans sichern.

Wirkungsgeschichte

„Obgleich mein Buch vor allem für die Unterhaltung von Jungen und Mädchen bestimmt ist, hoffe ich doch, dass Männer und Frauen es deshalb nicht meiden werden“, schreibt Twain in seinem Vorwort zu Tom Sawyers Abenteuer. Diese leise Hoffnung wurde von der Wirklichkeit schon bald mehr als übertroffen – allerdings auf ganz andere Weise, als sich Twain das vorgestellt hatte. Das Buch wurde in England ein großer Erfolg, und noch vor der amerikanischen Buchausgabe wurde es von einem kanadischen Raubdruckunternehmen gekapert. Die Raubkopien erreichten bald auch die USA. Twain tobte: Erst vier Monate nach den Raubdrucken brachte sein Verlag die autorisierte und illustrierte amerikanische Ausgabe heraus. Zu diesem Zeitpunkt waren dem Autor nach eigener Rechnung bereits rund 10 000 $ durch die Lappen gegangen – was die ungeheure Popularität der Geschichte eindrucksvoll illustriert. Twain war von dem finanziellen Desaster so niedergeschlagen, dass er in den nächsten Jahren keine Feder mehr anrührte. Als er 1885 schließlich Huckleberry Finns Abenteuer veröffentlichte, wurde dieses Buch mit dem Untertitel „Tom Sawyers Kamerad“ publiziert, was auch die Verkäufe des früheren Buches erneut ankurbelte. Rezensionen des Romans erschienen in allen großen Zeitungen. Eine Besprechung der englischen Ausgabe im Londoner Examiner mit vielen Auszügen aus dem Buch wurde von mehreren amerikanischen Zeitungen nachgedruckt, sodass der Roman und seine Charaktere dem amerikanischen Publikum durch diesen teilweisen „Vorabdruck“ bestens vertraut waren.

Nicht zuletzt weil in Tom Sawyers Abenteuer der amerikanische Traum noch auf so kindlich-naive Weise anklingt, ist die Popularität des Südstaatenjungen bis heute ungebrochen; er ist geradezu der Archetyp des Lausbuben. Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn wurden in mehreren Jugendbuchvarianten veröffentlicht und mehrmals verfilmt.

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Author: Cheryll Lueilwitz

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